Das Youth Future Project in Stockholm
Die erste Veranstaltung Hate against #femdefenders – How to be a women’s rights defender inspite of death threats wurde von der Organisation Kvinna till Kvinna ausgerichtet, einer schwedische NGO, die Frauen in Kriegsgebieten unterstützt, und 2012 den Rightlivelihood Award erhalten hat. Nach Vorträgen der schwedischen Außenministerin, der Leiterin von Kvinna till Kvinna und Frauenrechtlerinnen aus Albanien, Armenien und den Philippinen hat die diesjährige Right Livelihood Preisträgerin Asma Jahangir aus Pakistan über ihre Erfahrungen mit Hass und Gewalt, die sie auf Grund ihrer Arbeit als Frauenrechtlerin gemacht hat, gesprochen. Sie hat mit viel Weisheit und Humor erzählt, dass es immer wieder Momente gibt, zum Beispiel als die eigenen Töchter bedroht wurden, in denen sie mit ihrer Arbeit aufhören wollte und wie wichtig es ist in solchen Momenten ist, nicht aufzugeben.
Am Nachmittag desselben Tages sind wir zu der Veranstaltung Shrinking Space for Human Rights Defenders in Asia gegangen, auf der Basil Fernando, ein Menschenrechtler aus Sri Lanka, der ebenfalls mit dem Right Livelihood Award 2014 ausgezeichnet wurde, und Asma Jahangir über ihre schwierige Arbeit als MenschenrechtsverteidigerInnen in Asien gesprochen haben. Jahangir betonte, dass seit 9/11 im Namen der Terrorismusbekämpfung auch Menschrechtsverletzungen begangen werden und sie dies als neue Gefahr in dem shrinking space for Human Rights sieht. In dem anschließenden Film Unjust von Josefina Bergsten wurde die Arbeit als MenschrechtsaktivistIn in Indonesien, Thailand und Sri Lanka porträtiert. Der persönliche Kampf für ausgleichende Gerechtigkeit der Witwen von ermordeten Menschenrechtlern hat die teilweise ausweglos erscheinende Lage des Einzelnen in einem korrupten und unterdrückenden Staat gezeigt. Der Film hat aber auch Hoffnung gegeben, dass lokale Bewegungen und internationale Solidarität Öffentlichkeit schaffen können und dadurch hoffentlich irgendwann die Hintermänner zur Rechenschaft gezogen werden.
Am Samstagnachmittag sind wir zu dem öffentlichen Vortrag des Preisträgers Bill McKibben von dem weltweit agierenden Klimaschutz-Netzwerk 350.org im Kulturhuset gegangen. 350.org ist eine globale Bewegung, die durch die Koordinierung von Protesten und der Arbeit im Divestment von öffentlichen Institutionen in fossile Energieträger große Erfolge verzeichnen konnte. Laut dem Gründer McKibben kommt es nicht darauf an, welche Regierung grade an der Macht ist, denn echter Wandel kommt nur durch eine starke Bewegung in der Zivilbevölkerung.
Am Samstagabend wurde die Dokumentation Citizenfour im Södra Teatern gezeigt. Laura Poitras ist es gelungen, einen unglaublich spannenden Film über die Aufdeckung der globalen Überwachung der NSA zu drehen, obwohl der Skandal allen Anwesenden noch gegenwärtig war. Während der anschließenden Podiumsdiskussion hat Daniel Ellsberg, der 2007 mit dem RLA ausgezeichnet wurde, Parallelen zu seiner Situation als Whistleblower und Snowdens Lage aufgezeigt. Ellsberg hatte 1971 die sogenannten Pentagon-Papiere veröffentlicht, in denen die eigentliche Absichten der US-amerikanischen Regierung zum Vietnam-Krieg dokumentiert worden war.
Außerdem berichteten Sara Harrison, die als WikiLeaks Mitarbeiterin Snowden von Hongkong nach Moskau begleitet hatte, Wolfgang Kaleck als einer von Snowdens Anwälten und Ewen MacAskill, der Snowden als Journalist vom Guardian in Hongkong getroffen hatte, von ihrer Arbeit mit Snowden. Der Abend hat uns wiederholt deutlich gemacht, wie wichtig es ist, dass man seine eigenen Daten mithilfe von vernünftigen Passwörtern und Verschlüsselungstechniken für Emails schützt. Aber auch die Frage von Ellsberg inwieweit ein Land demokratisch sein kann, wenn die Regierung theoretisch alles über ihre Richter, Journalisten und Bürger wissen kann, hat zum Nachdenken angeregt.
Den Sonntag haben wir genutzt, um uns mit zwei jungen Menschen, die ebenfalls zur Preisverleihung mit ihren Familien nach Stockholm gekommen waren, zu treffen und ihnen vom Youth Future Project zu erzählen.
Am Montagmorgen haben wir an einer Diskussion zwischen Alan Rusbridger, dem Chefredakteur vom Guardian und Peter Wolodarski, dem Chefredakteur einer großen schwedischen Zeitung teilgenommen. Rusbridger hat davon berichtet wie heftig der Guardian für die Zusammenarbeit mit Snowden kritisiert wurde. Ab einem gewissen Zeitpunkt musste die New York Times die Veröffentlichungen übernehmen, da das US-amerikanische Pressegesetzt liberaler ist und in den USA keine Veröffentlichungen von der Regierung verhindert werden können, anders als in Großbritannien. Außerdem hat er gleich zu Anfang betont, dass es falsch ist, die Gefährdung der Interessen einer Regierung mit der Gefährdung der Sicherheit des Landes gleichzusetzten.
Und dann war es endlich soweit! Die Preisverleihung im schwedischen Parlament fand als Höhepunkt unserer Reise nach Stockholm statt. Absolutes Highlight war die live übertragene Dankesrede von Edward Snowden; es war ziemlich faszinierend, diesen Menschen zu einem persönlich sprechen zu hören und er wurde mit minutenlangen Standing Ovation gefeiert. Inhaltlich hat Bill McKibben die spannendste Rede gehalten, weil sie sowohl kritisch als auch handlungsorientierter war. Wir hatten die Gelegenheit uns bei allen PreisträgerInnen vorzustellen und vom Youth Future Project zu berichten. Beim anschließenden Buffet und der Aftershow-Party konnten wir einen Eindruck bekommen, welche Menschen im Zusammenhang mit dem Right Livelihood Award stehen.
Zum Abschluss unseres Aufenthaltes in Stockholm haben wir am Dienstag das Büro des RLA besucht und uns mit Steffi Geilhof, unserer Kontaktperson, über die Zusammenarbeit zwischen YFP und RLA unterhalten und mögliche Aufgaben für die Zukunft besprochen.
Alles in allem sind wir am Mittwoch mit vielen neuen Gedanken, aber auch sehr erschöpft in den Zug Richtung Heimat gestiegen. Für die Möglichkeit all diese Veranstaltungen und vor allem die Preisverleihung besuchen zu können, möchten wir uns herzlich bei der Right Livelihood Stiftung bedanken.
Alessa, Frieder, Lena und Mascha
The Youth Future Project in Stockholm
The first event Hate against #femdefenders – How to be a women’s rights defender inspite of death threats was arranged by the Organization Kvinna till Kvinna, a Swedish NGO, which supports woman in conflict areas and received the Right Livelihood Award in 2012. After speeches from the Swedish Foreign Minister, the Secretary General of Kvinna till Kvinna and woman rights activists from Albania, Armenia and the Philippines, the current Right Livelihood Award Laureates Asma Jahangir from Pakistan talked about the hate and violence, which she experienced for her work a woman’s rights activist. Jahangir told the audience with much wisdom and humor how there are many moments when you almost want to stop fighting (for example when your own daughters are threatened) but that you should never give in.
The afternoon of the same day we spent at the lecture Shrinking Space for Human Rights Defenders in Asia, where Basil Fernando, a human rights activist from Sri Lanka, who also received the Award this year, talked with Asma Jahangir about the difficulties of their work. Jahangir emphasized that since 9/11 the number of human rights violations in the name of the war on terror rose noticeable. In the subsequent movie Unjust by Josefina Bergsten the work of human rights activists from Indonesia, Thailand and Sri Lanka was portrayed. The fight of widows from assassinated human right activists for compensating justice showed the desperate situation in corrupt and repressive countries. But moreover the movie gave hope that local movements and international solidarity can create a public awareness which brings the responsible persons to justice.
Saturday afternoon we went to the public lecture of the laureate Bill McKibben from the climate protection network 350.org in the Kulturhuset. 350.org is a global movement which coordinates protests in almost every country of the world and succeeds in the divestment of public institutions in fossil fuels. According to the founder Bill McKibben it does not depend on the government which is in power but on a strong civil movement to make a change.
In the evening the documentary Citizenfour was shown in the Södra Teatern. Laura Poitras accomplished to make a tremendous thrilling movie about the exposure of the global surveillance by the NSA although the scandal was still present to all. During the subsequent panel discussion Daniel Ellsberg, who receive the Right Livelihood Award in 2007, talked about the analogies between his situation and Snowdens. Ellsberg leaked the Pentagon-Papers in 1971, which unveiled the real intention of the US-government in the Vietnam War. Furthermore Sara Harrison, the WikiLeaks member who accompanied Snowden from Hongkong to Moscow, Wolfgang Kaleck as one of Snowden lawyers and Ewan MacAskill, who met Snowden in Hongkong as a journalist of the Guardian, talked about their work with Snowden. This evening made it once more clear to us how important it is to save your own data with sensible passwords and cryptographic technique. But again Ellsbergs question to what extend a country can be democratic if the government knows all about their judges, journalists and citizen made us think.
On Sunday we met two young people, who came with their family to Stockholm to see the Award ceremony, and told them about the Youth Future Project.
On Monday morning we took part in a discussion between Alan Rusbridger, the chief-editor of the Guardian and Peter Wolodarski, the chief-editor of a big Swedish Newspaper. Rusbridger reported how vigorous the Guardian was criticized for their collaboration with Snowden. From a certain point the New York Times had to continue with the disclosures because the US-American press law is more liberal and the US-government is unable to prevent publication, differently to Great Britain. What is more he stressed right in the beginning that it is wrong to mistake the interests of a government with national security.
And then the long awaited evening came! The Award Ceremony in the Swedish Parliament was the highlight of our journey to Stockholm. The most exciting was the acceptance speech of Edward Snowden live via Skype; it was fascinating to hear him speak to you personally and he was rewarded for that with standing ovations which lasted several minutes. With regards to the content it was Bill McKibben who held the best speech since it was both, critical and activity-orientated. We got the opportunity to introduce us to all the laureates and tell them about the Youth Future Project. At the buffet afterwards and at the after show party we got an impression which people stand in context with the Right Livelihood Award.
To bring our trip to Stockholm to a close we went to the RLA office on Tuesday and met with Steffi Geilhof, our contact person, to talk about the cooperation between YFP and RLA and about possible challenges for the future.
Altogether we got on our train home with the heads full of new thoughts but also exhausted. We would like to thank the RLA for the opportunity to go to all these events and especially to the Award Ceremony.
Alessa, Frieder, Lena and Mascha